Hutgedicht
Der Wind will heut die Menschen necken,
was locker sitz: zack – weg - verstecken.
'nem ältren Herrn klaut er die Mütze,
die landet prompt in einer Pfütze.
Die Mütze riss dem armen Tropf
er gradewegs von seinem Kopf.
Dann bläht er wieder seine Wangen…
und nun muss meinen Hut ich fangen!
Denn diesen wedelte ne Böe
soeben fort und in die Höhe,
Sie trug ihn immer weiter fort,
bestimmt drei Meter noch! Sieh, dort!
Hab mich, so flink ich konnt, gebückt,
jedoch es ist mir nicht geglückt!
Ich muss nun noch 'was schneller laufen.
Verflixt, es ist zum Haare raufen!
Ich laufe von links nach rechts hinüber.
Da liegt eine Wurzel, ich stolpere drüber
und fall doch glatt auf meinen Po!
'Zum Glück noch heile!' denk ich froh.
„Mein Hut, du kannst nicht ewig fliegen!
Pass auf, gleich werde ich dich kriegen!“
Ein Hund sieht meinem Treiben zu,
läuft seinem Frauchen weg. Im Nu
hat er mein Ziel auch schon erreicht,
den Hut in ner Pfütze eingeweicht,
anstatt ihn mir zurück zu bringen.
Der Teufel steckt heut in den Dingen!
Sein Frauchen ruft ihm zu: „Sei gut
und komm hierher mit diesem Hut!“
Mein Po tut weh, mein Hut ist nass.
Der Herbstwind hat dran seinen Spaß.
Kaum legt der Hund mein Hütchen nieder
Kommt neuer Wind und will ihn wieder
auf eine andere Stelle treiben.
Der Hund schnappt zu: ‚Musst bei mir bleiben!’
Sein Frauchen ruft: "Ach Balduin!
Sieh dir das an! Jetzt ist er hin!"
Ich geh hinüber zu den Zweien.
"Sie müssen meinem Hund verzeihen...
Er ist ja sonst von Herzen gut!
Doch leider hat er Ihren Hut..."
Mein Hut ist völlig ramponiert,
das habe ich nun schon kapiert.
Ich sag zum Frauchen: "Schwamm darüber!“
Und zu dem Hündchen: „Bist ein Lieber!"
Werd ich nen neuen Hut erstehen,
werd ich auf Nummer sicher gehen.
Dann mach ich´s wie die Fraun von Adel
und steck den Hut fest mit 'ner Nadel!
© Birgit Kretzschmar / 2019